Wer erfolgreich eine eigene Website betreibt und ein gewisses technisches Interesse hat, wird sich alsbald mit einer Frage auseinandersetzen müssen: Lohnt es sich vielleicht, einen eigenen Server anzuschaffen?
In diesem Beitrag werde ich die Vor und Nachteile eines eigenen Servers aufzeigen. Welche Möglichkeiten man hat und welche Server es sein können und vor allem welche Alternativen gibt es.
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Vor- und Nachteile eines eigenen Servers
Vorteile
Selbstverständlich hat das hosten des eigenen Servers bei sich zuhause nicht nur Nachteile, lasst uns zuerst über die Vorteile sprechen.
Volle Performance
Wer einen eigenen Server besitzt, muss dessen Kapazitäten nicht mit anderen Nutzern teilen, wie es beispielsweise bei Shared-Hosting-Angeboten der Fall ist. Die Bereitstellung der vollen Performance des Servers für nur ein Projekt resultiert meist in kürzeren Ladezeiten und kürzerer Antwortzeit (Response Time). Erscheinen die Inhalte einer Website schneller, hat dies auch Einfluss auf das Suchmaschinen-Ranking und damit auf die Sichtbarkeit und den Erfolg einer professionell betriebenen Website. Für Google beispielsweise ist die Ladezeit einer Website ein durchaus relevanter Ranking-Faktor. Statistisch belegt ist zudem, dass Online-Shops mit längeren Ladezeiten eine höhere Absprungrate aufweisen und folglich signifikant weniger Umsatz erzielen.
Keine Serverüberlastung und Ausfälle
Die volle Leistung des Servers, also Server-Prozessor (CPU), Arbeitsspeicher (RAM) und Festplattenspeicher (SSD oder HDD), steht dem eigenen Webprojekt zur Verfügung. Damit kann es bei der Wahl eines entsprechend leistungsstarken Servers auch bei Besucherspitzen auf der Website nicht mehr zu Überlastungen und verminderter Erreichbarkeit kommen. Bei Shared-Hosting-Modellen kann das Projekt eines Kunden zur Überlastung des gesamten Servers führen. Jede Sekunde, in der eine professionelle Website nicht erreichbar ist, bedeutet Umsatzeinbußen.
Flexibilität und Individualität
Der eigene Server bietet seinem Nutzer völlige Freiheit, jegliche Richtlinien und Konfigurationseinstellungen, die Installation der gewünschten Betriebssysteme, Dienste, Programme und Anwendungen selbst vornehmen zu können, ohne sich an etwaige Vorgaben eines Providers halten oder mit dessen Repertoire an Software auskommen zu müssen. Die Richtlinien für Scriptsprachen und Datenbankanwendungen definiert der Administrator ebenfalls selbst. Der Server-Eigentümer ist folglich flexibler und kann seine Website individueller gestalten, als er dies als Kunde eines Webhosting-Providers zu tun imstande wäre.
Sicherheit in eigener Hand
Für die Sicherheit der Daten und der Software ist der Server-Eigentümer selbstverständlich ebenfalls selbst verantwortlich. Das Risiko von Datenverlust, -diebstahl oder -missbrauch ist alleine deshalb gegenüber Hosting-Modellen geringer, da der Server nur von einer Partei genutzt wird. Hacks anderer Accounts können also dem eigenen Webprojekt nicht gefährlich werden. Ein erfahrener Administrator kann den Server über den freien Root-Zugriff so konfigurieren, dass er kaum eine Sicherheitslücke zulässt.
Nachteile
Selbstredend sind es nicht nur Vorteile, die ein eigener Server zu bieten hat. Es gibt eine Reihe an durchaus vernünftigen Argumenten, die gegen die Anschaffung und den Betrieb eines eigenen physischen Servers sprechen:
Kosten
Ein eigener Server verursacht in aller Regel deutlich höhere Kosten als ein Webhosting-Paket. Zu bedenken sind nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch Betriebskosten, die sich aus Stromverbrauch, Wartung und Arbeitsaufwand für die Administration zusammensetzen. Für privat betriebene Websites wie Blogs oder kleinere Firmenwebsites würde ich hier zu einem Miniserver wie zb. einem Intel NUC raten, da dieser weniger Strom verbraucht als der eigene Fernseher. Natürlick kann auch der vorhandene Synology oder Qnap NAS dazu dienen. Erst wenn eine Seite essenziell wichtig für den Umsatz eines Unternehmens ist und sich die Besucherzahl der Webpräsenz auf einem dauerhaft sehr hohen Niveau einpendelt, kann sich der Betrieb eines eigenen Servers mit richtig großen Servern oder gar Serverschränken lohnen.
Fundiertes Know-How nötig
Der Betrieb eines eigenen Servers bedarf eines Profis als Administrator. Das Ansehen einiger Tutorial-Videos ist definitiv nicht ausreichend, um für die Sicherheit und Aktualität des Systems sorgen zu können. Natürlich gibt es auch hier Web Hosting Control Panels die bereits die Sicherheitseinstellungen bieten und leicht zu verwalten sind. Als Beispiel kann ich hier CWP – Control Web Panel (früher CentOS Web Panel) empfehlen. Ich habe hierzu auch eine Installationsanleitung erstellt, in welcher natürlich auch erklärt wird was genau das ist.
Rechtliche Konsequenzen bei falscher Handhabung
Wer ohne fundierte Kenntnisse einen eigenen Server betreibt, sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass unsachgemäße Handhabung zu Schäden führen kann. Sollten Dritte den Server wegen mangelhafter Sicherheitseinstellungen hacken und zur Verbreitung von Spam, Malware und illegalen Daten nutzen, haftet hierfür der Serverinhaber. Bei Spam Mails ist dies jetzt nicht wirklich so schlimm, da man einfach auf die Blocklists kommt und künftig wohl keine Mails mehr senden kann ohne bei allen im Spam zu landen. Im Falle von Webshops usw. sollte man sich eher um das Thema Datenschutz gedanken machen die gestohlen und verbreitet werden können.
Welche Alternativen gibt es?
Die Alternative zum eigenen Server stellen Webhosting-Dienstleistungen dar. Hier gibt es eine beträchtliche Anzahl verschiedener Varianten. Die wichtigsten Varianten stellen wir hier mit ihren wesentlichen Vor- und Nachteilen vor.
Kostenloses Hosting
Erfreute sich bis vor einigen Jahren kostenloses Hosting noch einer beträchtlichen Beliebtheit, stellt diese Option für den Betrieb von professionellen Websites keine ernstzunehmende Alternative dar. Gründe hierfür sind vor allem die allgegenwärtige Präsenz von Werbebannern des Hosters, die gedrosselte Performance, geringe Speicherkapazität und die Einschränkung von Möglichkeiten durch eng vorgegebene Richtlinien.
Vorteile
- Kostenlos
Nachteile
- Viele Werbebanner
- Geringe Speicherkapazität
- Dateitypen eingeschränkt
- Traffic limitiert
- Kein Support
Shared-Hosting
Shared-Hosting-Angebote stellen eine kostengünstige Einsteigerlösung dar, die allerdings für viele private Website-Betreiber und Blogger völlig ausreichend sein kann. Der Nutzer teilt sich dabei einen Server mit zahlreichen anderen Nutzern und deren Web-Projekten. Dadurch ist die Performance selbstverständlich eingeschränkt. Der Nutzer erhält keinen Root-Zugriff, um eigenständig Einstellungen vornehmen zu können.
Vorteile
- Günstig
- Ohne Vorkenntnisse nutzbar
- Webhoster übernimmt Wartung, Reparatur und Updates
Nachteile
- Nicht geeignet für hohe Besucherströme
- Performanceeinbußen bei Belastungsspitzen
- Zugriffs- und Verwaltungsmöglichkeiten eingeschränkt
Virtual-Server-Hosting
Wie beim Shared-Hosting-Modell teilen sich auch beim Virtual-Server-Hosting mehrere Nutzer die Ressourcen eines Servers. Jedoch erhält in dieser Variante jeder Nutzer einen festen Ressourcenanteil und eine eigene IP-Adresse. Die Performance ist folglich besser als beim Shared Hosting und der User erhält mehr Einstellungsoptionen, doch sind die Kapazitäten je nach Leistungspaket des Anbieters weiterhin beschränkt und ein hohes Maß an Know-how ist vorausgesetzt.
Vorteile
- Rechenleistung zugesichert
- Webhoster übernimmt Wartung, Reparatur und Updates
- Voller Root-Zugriff
- Volle Flexibilität, da eigene Software installierbar
Nachteile
- Kunde muss Updates selbst durchführen
- Kunde muss bei Serverabstürzen manuell eingreifen
- Keine eigene Hardware
- Falsche Einstellungen können System schädigen
- Teurer als Shared-Hosting-Modelle
Cloud-Server-Hosting
Gerade für Projekte, die von einer hohen Verfügbarkeit abhängig sind und eine stark schwankende Besucheranzahl aufweisen, ist Cloud-Server-Hosting eine sinnvolle Alternative. Dank freier Skalierbarkeit sind stets ausreichende Ressourcen verfügbar. Möglich ist dies, da es sich nicht um einen einzelnen physischen Server handelt, sondern um ein virtuelles Konstrukt: Der Cloud-Server bezieht seine Kapazitäten bedarfsgerecht aus verschiedenen Serveranlagen. Mit dieser Lösung sind selbst sehr große Websites und Online-Shops problemlos und vergleichsweise ausfallsicher zu betreiben. Kehrseite der Medaille sind höhere Kosten und eingeschränkte Konfigurationsmöglichkeiten.
Vorteile
- Unbegrenzte Verfügbarkeit der Ressourcen
- RAM nach aktuellem Bedarf skalierbar
- Preis nach konkretem Bedarf
- Ausfallsicher
- Backups einfach wiederherstellbar
- Sofort einsatzbereit
Nachteile
- Eingeschränkte Konfigurationsoptionen
- Vergleichsweise kostenintensiv
- Problematische Datensicherheit, wenn sich Serverräume im Ausland befinden
- Abhängigkeit von großen Rechenzentren
Dedicated-Root-Server-Hosting
Dieses Modell kommt dem Kauf eines eigenen Servers am nächsten. Der Kunde mietet beim Hoster eine komplette physische Servereinheit für seine eigenen Zwecke an. Er erhält vollen Root-Zugriff, volle Administrationsrechte, ist für sämtliche Einstellungen, Updates und die Einrichtung selbst verantwortlich und verfügt über sämtliche Ressourcen und Kapazitäten dieser physischen Einheit. Natürlich ist hierfür die lückenlose Betreuung durch einen erfahrenen Administrator unerlässlich.
Vorteile
- Komplette Servereinheit für einen Kunden
- Volle Kapazität ohne Ressourcenteilung
- Server-Software nach Wahl
- Voller Root-Zugriff
- Sicherheitseinstellungen selbst vornehmbar
Nachteile
- Kostenintensiv
- Kunde muss Updates durchführen
- Kunde ist für die Sicherheit des Systems verantwortlich und haftbar
- Nutzer muss bei Serverabstürzen manuell eingreifen und Probleme selbst beheben
- Längerfristige Bindung an den Hoster
Managed-Server-Hosting
Ein Managed Server gleicht im Wesentlichen dem Modell des Dedicated-Root-Server-Hostings, doch muss in diesem Fall nicht der Kunde alle Einstellungen und Updates selbst vornehmen. Diese Aufgaben übernimmt beim Managed-Server-Hosting ein Experte des Webhosters, was selbstverständlich mit einem höheren Preis einhergeht.
In welchen Fällen lohnt sich der eigene Server?
In den meisten Fällen ist die Anschaffung eines eigenen Servers nicht zu empfehlen es sei denn, man nimmt wie bereits erwähnt zb. einen Intel NUC. Für privat betriebene Website-Projekte genügen in aller Regel Shared-Hosting-Dienste vollkommen. Selbst kleinere, professionell betriebene Websites sind in verschiedenen Webhosting-Modellen bestens aufgehoben. Ohnehin empfiehlt es sich, jede Website, die am Anfang steht, zunächst hosten zu lassen. Erst wenn sich der Traffic signifikant erhöht und auf einem durchgehend hohen Level einpendelt, ist die benötigte Serverkapazität überhaupt sinnvoll abschätzbar und kalkulierbar.
Beobachten und überlegt reagieren
Wer voreilig einen Server erwirbt, der den Ansprüchen bereits nach wenigen Monaten nicht mehr gerecht wird, hätte zunächst eine konkrete Bedarfsanalyse durchführen sollen, um dieser Fehlinvestition vorzubeugen. Es gilt also, die Statistiken der Website und die Performance der Seite zu überwachen und daraus ableitend den konkreten Bedarf mit den Angeboten von Hosting-Diensten abzugleichen. Steigt die Besucherzahl einer Website deutlich an und lässt die Performance der Website im Rahmen eines Hosting-Dienstes gleichzeitig nach, ist es an der Zeit, Alternativen abzuwägen.
Umfangreiche Online-Shops hingegen sollten die Option, einen eigenen Server anzuschaffen, ernsthaft in Erwägung ziehen, um die Ladezeiten, Antwortzeiten und Ausfallzeiten möglichst kurz zu halten. Konkret ist diese Option jedoch gegen dedizierte Root-Server oder Managed Server abzuwägen. Pauschal lässt sich hier also kaum eine Empfehlung aussprechen. Klar ist allerdings, dass eine aufwendige und dynamische Website mit diversen Interaktionsmöglichkeiten und großen Besucherströmen mehr Leistung benötigt als eine statische Informationsseite.
Meine persönliche Meinung
Zum Schluss möchte ich noch meine eigene Meinung dazu sagen. Da ich selbst sehr technikinteressiert bin und gerne weiß die Dinge funktionieren kann ich einem Technikinteressierten einen eigenen kleinen Webserver ans Herz legen.
Wie bereits erwähnt braucht ein Mini PC wie ein NUC oder ähnliches kaum Strom, in Wahrheit sogar weniger als ein Fernseher oder NAS. Im Gegensatz zu Webhosting bei irgendwelchen Dienstleistern hat man hier die Möglichkeit mehr über die Materie zu lernen. Man wird vor gewissen kleineren oder auch größeren Problemen stehen, muss googlen oder in Foren auf die Erfahrung Anderer zurückgreifen und verbessert so sein eigenes Wissen.
Zu den Kosten kann ich nur sagen, wer wie empfohlen einen Mini Server laufen lässt, der wird sich bei ca. 3-5€ Stromkosten zusätzlich pro Monat wiederfinden. Für mich ist das voll vertretbar, wenn ich dafür weiß, dass alles bei mir liegt und ich die volle Kontrolle habe.
Wer bereits über einen NAS (Network Attached Storage) verfügt, der kann natürlich auch darauf seine Webseiten laufen lassen Synology sowie Qnap bieten dafür eigene Pakete an die man nur installieren muss.
Warum hoste ich selbst
Auch ich war lange bei diversen Hosting Anbietern und hatte dort kleinere Hosting Pakete. Anfangs war ich damit auch zufrieden doch nach einiger Zeit taten sich die ersten Probleme auf.
Als ich mich entschied mein erstes Forum zu betreiben mit der Forensoftware phpBB wurde die Freude getrübt.
Beim anpassen des Forums auf meine Wünsche installierte ich zusätzliche Erweiterungen und merkte schnell, wie langsam alles war. Angefangen vom Cache leeren über gewisse Einstellungen um das Forum performanter zu machen, auf die ich aber keinen Zugriff hatte und auch der Support nur wenig hilfreich war.
Dies war meine Entscheidung eigenständig meine Webseite bei mir zu betreiben. Anfangs sogar auf einem Raspberry Pi.
Über die Installation eines einzelnen Webservers könnt ihr HIER meinen Artikel lesen.
Das war ein tolles Gefühl, der Webserver in den eigenen 4 Wänden und ich hatte alles allein gemacht.
Etwas später lernte ich das bereits erwähnte CWP (Control Web Panel) kennen und inzwischen hoste ich nicht nur meine eigenen Seiten, sondern auch für Freunde und Bekannte hoste ich deren Seiten bei mir.
Aktuelle Hardware
Ich hoste auf einem Intel NUC mit folgenden Spezifikationen:
- i7 CPU
- 16GB RAM
- 512GB M.2 SSD
Dieser NUC braucht kaum Leistung also hat sich der Stromverbrauch bei mir um ca 4€ erhöht pro Monat und der Server hat genug Leistung für aktuell 12 Webseiten, 16 Mailadressen sowie 19 Datenbanken. Dabei ist die Auslastung nach wie vor gegen 0. Naütlich stellt sich nun auch die Frage wie viel Upload ihr dafür benötigt. Auch hier reichen 10-20MBit Upload problemlos, wenn ihr keine extrem intensive Seiten hosten wollt. Ein normales Forum, ein Wordpress Blog oder auch beides läuft absolut problemlos.
Extrem große Dateidownloads biete ich nicht an, von daher ist auch das kein Problem und Downloads von 5-50MB gehen recht schnell und jeder hat 1-2 Minuten Zeit für einen solchen Download.
Einige meiner Freunde die nun auch selbst hosten machen dies auch auf einem NUC, teilweise mit i3 oder i5 CPU und 4-8GB RAM und deren Webseiten oder Foren laufen absolut zuverlässig und schnell.
Ich würde es nie wieder anders machen, für mich kommt nur noch Selbsthosting in Frage.